Die Arbeit im Malatelier

(Ein Mal-Ort in Anlehnung an das Malort-Konzept Arno Sterns)

Das Malatelier, der 2007 entstandene Malort der Anne-Frank-Schule, ist ein ganz besonderer Ort, ein Ort der Geborgenheit.

Die Arbeit in Kleingruppen von 8 bis 12 Kindern im schulinternen Malatelier unterscheidet sich sowohl hinsichtlich ihrer Intention und Durchführung als auch, sich daraus ergebend, hinsichtlich ihrer Wirkungsweise grundlegend von der Arbeit im Kunstunterricht der Schule.

Der Malort ist ein bewusst fensterloser, gut belüfteter Raum mit gleichmäßiger Beleuchtung und mit Weichfaserplatten und Packpapier bespannten Wänden, an welchen die Malpapiere von bis zu einer Größe von 50x70cm mit Reißnägeln befestigt werden.

Der Raum ist so groß, dass an der Wand jeder genügend Platz für sein Malblatt und sogar für mehrere aneinander gehängte Blätter hat.

Der Untergrund des Raumes ist mit Teppichboden ausgelegt, da die Arbeit mit Socken und in der Regel im Stehen erfolgt.

Das Zentrum des Malortes bildet der mittig ausgerichtete und mit Farb- und Wassertöpfchen bestückte Palettentisch, auf dem auch die zu jeder einzelnen Farbe gehörigen 3 Pinsel in unterschiedlichen Größen dargeboten werden.

Die Kinder versorgen sich während der Stunde selbst am Palettentisch mit Pinsel und Farbe, die weiteren Arbeiten, z.B. das Anreichen eines Hockers, das Abtupfen von Farbüberschüssen, das Versetzen des Blattes, die Reinigung der Pinsel usw., sind Aufgaben des Malleiters/Malleiterin, von Arno Stern „Malspieldienender“ genannt.

Diese Struktur hilft dem Malenden, bei der Konzentration auf seine schöpferische Tätigkeit und verhindert ein ständiges Unterbrechen des Malflusses.

Es gibt weder eine konkrete Themenstellung für die Stunde, noch werden die Bilder kommentiert, verglichen, bewertet oder am Ende der Stunde mitgenommen.

Ziel ist nicht die Darstellung vorgegebener, der Kommunikation dienender Inhalte, sondern die absichtsfreie Äußerung des in jedem Menschen bereits Angelegten. Bedingt durch seine Struktur und Geborgenheit, bietet der Malort diese Äußerungsmöglichkeit.

Auf Wunsch erhalten die Eltern am Ende des Schuljahres die Möglichkeit, alle Bilder ihres Kindes anzusehen, nicht in Gegenwart des Kindes, aber mit dessen Einverständnis.

Die regelmäßige Arbeit im Malatelier über einen längeren Zeitraum hinweg hat vielfältige positive Konsequenzen, so z.B.

  • die Stärkung der Selbstkompetenz, z.B. bezüglich Konzentration, Ausdauer, Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen
  • Stärkung der Sozialkompetenz, z.B. bezüglich Rücksichtnahme, Einhaltung von Regeln, Hilfe anfordern und annehmen, Grenzen anerkennen
  • Stärkung der Sachkompetenz, z.B. bezüglich der Raumwahrnehmung, Farbwahrnehmung, Fein- und Grobmotorik, Umgang mit Material

Die Arbeit bietet jedem Kind die Möglichkeit, dort anzuknüpfen, wo es gerade steht. Auch fremdsprachige Kinder sind integriert und in der Malgruppe aufgehoben. Darüber hinaus kann das Malen Spannungen und Aggressionen abbauen.

Somit leistet die Arbeit im Malatelier einen Beitrag zur Entwicklung der Persönlichkeit eines jeden teilnehmenden Kindes an der Anne-Frank-Schule.

 

Neues aus dem Malatelier

Philosophie im Malatelier

Seit dem Sommer 2018 gibt es noch ein weiteres Angebot im Malatelier: Die „Gedankenforscher“ der A-F-S treffen sich hier zum Philosophieren, das heißt, die Kinder denken über ganz unterschiedliche Lebensbereiche und die dazugehörigen kleinen und großen Fragen des Lebens nach. Diese reichen von „Kann man alles lernen ?“ bis hin zu „Wozu bin ich auf der Welt?“

Im Rahmen einer Philosophiestunde wird nachgedacht, miteinander über die geäußerten Gedanken gesprochen und dabei auch auf die Gedanken der anderen eingegangen. Jeder Äußerung wird Wertschätzung beigemessen, wobei es keine richtige oder falsche Antwort oder Überlegung gibt, sondern ein Argumentieren, Nachfragen und Erweitern der eigenen Positionen auf Augenhöhe.

Philosophieren mit Kindern bedeutet, in einem geschützten „Denkraum“ die Freude am Austausch mit anderen zu erleben.
Die Stunde/das Gespräch mündet in eine Zeit zur kreativen Umsetzung
eigener Ideen im freien Malen, denn schließlich befinden wir uns ja im „Malraum“, einem ganz besonderen Ort an der A-F-S.

 

Einzel- und Kleingruppenförderung

In den Bereichen Deutsch (Lesetraining) und Mathematik (1×1- Training) gibt es seit Kurzem die Möglichkeit der Förderung/des Trainings in Kombination mit dem kreativen Ausdruck mit Farben. Es wird in diesen Stunden also gelesen oder gerechnet und gemalt.

 

Renate Haase (Leiterin des Malateliers)